Um 5 vor 12 am Donnerstag, 31.3.2022, ging es um die Frage:
Sind Influencer die besseren Journalisten?
Zu Gast beim MedienCampus Bayern waren Anne Webert, freie Journalistin und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV)(https://www.bjv.de/news/djv-podcast-freie-journalistinnen-corona-krise-was-tun-wenn-freisein-gar-nicht-mehr-so-toll) sowie Yannick Hupfer, Reporter, Moderator und Influencer ( https://www.yannickhupfer.de).
Michael Busch, Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbands und Ausbildungsredakteur beim Fränkischen Tag sowie MCB Vorstand (https://www.bjv.de/arbeitsgruppen_kp/nojs/user/68/xx) moderierte das Gespräch und stellte Yannick Hupfer zu Beginn die Frage, wo er sich einordnet – Journalist oder Influencer?
Die Abgrenzung zwischen Journalisten und Influencern ist fließend. Yannick Hupfer möchte Positives berichten, junge Menschen ansprechen und hat daher Social Media als geeignete Plattform gewählt. Mittlerweile hat er rund 4.000 Follower. Er sieht sich in der Rolle des Journalisten.
Anne Webert kann dem zustimmen, da sich Yannick Hupfer an den Pressekodex hält, sehr persönlich arbeitet und sich so von anderen InfluencerInnen unterscheidet. Der bayerische Journalistenverband sieht die Übergänge zwischen JournalistInnen und InfluencerInnen durchlässig, es gibt hierfür aktuell keine Regeln. Bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine sind auch Beiträge von InfluencerInnen wichtige Informationsquellen. Sie werden dies in der Zukunft auch bei anderen Themen sein.
Verbände tun sich ebenfalls schwer mit der Unterscheidung, weil es keine Definition für JournalistInnen gibt. Man möchte keine Einschränkungen vornehmen und jedem ermöglichen, journalistisch tätig zu sein. Es gibt immer mehr freiberufliche JournalistInnen mit Nebenbeschäftigungen. Vergütungsvereinbarungen wären wichtig.
Das Verhalten der Menschen hat sich verändert: Nachrichten werden heute ganztags häppchenweise aufgenommen. Hier können Medien von InfluencerInnen lernen: nach welchen Kriterien werden Themen ausgesucht, wie wird der Inhalt formuliert? Yannick Hupfer wiederum orientiert sich an den Medien bei der Wahl seiner Good News.
Die Personalisierung ist zu einem entscheidenden Faktor geworden, auch in den Medien findet zunehmend eine Personalisierung statt.
Und mit welchem USP gewinnt Yannick Hupfer seine Follower?
Mit guten Nachrichten, die häufig in den Medien untergehen – und mit seiner Persönlichkeit.
Er verdient ein wenig Geld damit, räumt allerdings ein, dass sich mit kritischen, schlechten Nachrichten mehr Geld verdienen lässt.
„Wenn Influencer Geld verdienen, ist es Ihnen egal was sie verbreiten.“ Auf diese kritische Aussage verweist Yannick Hupfer auf die Medien, bei denen das Geld auch eine große Rolle spielt. So werden z.B. Anzeigen veröffentlicht, über deren Inhalt man diskutieren könnte.
Es gibt unterschiedliche InfluencerInnen. InfluencerInnen mit ernsthaften Interessen und solche, die nur lustig sein wollen. InfluencerInnen haben ein feines Gespür für ihre Zielgruppe. Manchmal gibt es auch einen Wandel von Werbeinhalten hin zu politischen Beiträgen.
Solange Werbung als solche gekennzeichnet ist, ist dies völlig in Ordnung.
Medien hinken hinterher und sind z.T. noch nicht auf Plattformen wie Tik Tok zu finden. Hier könnten auch diese Medien Geld verdienen.
Anne Webert sieht die Aufgabe des Journalistenverbandes nicht darin, InfluencerInnen unter den Pressekodex zu stellen. Denn wenn man an die eine oder andere Zeitschrift denkt, kommt die Frage auf, in wieweit sich diese an den Pressekodex halten.
Was darf ein Influencer? Wo sind die Grenzen zwischen Werbung und Schleichwerbung?
Themen, mit denen sich die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ( BLM) auseinandersetzt. Stellt man fest, dass sich InfluencerInnen nicht an Regeln halten, kommuniziert man zunächst unterschwellig und stellt häufig fest, dass diese dankbar für Hinweise sind. Es fehlt nämlich oft das nötige Wissen. „Man möchte Ärger vermeiden“, bestätigt auch Yannick Hupfer.
In wieweit sind InfluencerInnen Idole?
Als InfluencerIn gibt man immer etwas von sich preis, viele Fragen sind persönlich, das ist charakteristisch für Social Media. Es gibt für alle Themen Vertreter, mit denen junge Menschen in Kontakt treten können. Eco-InfluencerInnen sind beispielsweise Vorbild für einen bestimmten Lebensstil. Der Journalismus kann von den InfluenceInnen lernen, wie man Menschen erfolgreich anspricht.
Manchmal ist es jedoch auch so, dass der Status wichtiger als der Inhalt ist. Z.B. dann, wenn Kinder bekannter Persönlichkeiten als InfluencerInnen agieren. Es gibt Bedenken , dass solche InfluencerInnen das Niveau nach unten schrauben und man möchte ihnen den Markt nicht einfach überlassen.
Spielt das Thema Influencer in der Lehre eine Rolle?
Universitäten und Hochschulen haben unterschiedliche Herangehensweisen.
Hochschulen machen die Studienrenden fit für die Praxis. Hier steht u.a. der Umgang mit der Technik im Vordergrund, während an den Universitäten die Theorie eine große Rolle spielt.
Ziel ist es, den Studierenden geeignete Instrumente an die Hand zu geben, um Hintergründe besser zu verstehen – dies ist auch für InfluencerInnen wichtig.
Und hier kommt nun wieder der Medienkompetenz große Bedeutung zu. Die Menschen müssen unterscheiden lernen zwischen Unterhaltung und Nachrichten. Daher sollte bereits in den Schulen Medienkompetenz aufgebaut werden. Gerade die ganz jungen Tik Tok-User, so zwischen 11 und 16 Jahren brauchen ein Verständnis dafür, wer, welche Nachricht mit welcher Absicht gesendet hat.