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Plattformen gegen Journalismus? Wie TikTok, Instagram und Co verändern, wie berichtet wird

MCB

Zum Thema Plattformen gegen Journalismus? Wie TikTok, Instagram und Co verändern, wie berichtet wird hat der MedienCampus Bayern im Juli zur letzten 5 vor 12-Runde vor der Sommerpause eingeladen.

Die Moderatorin Prof. Sabine Resch, Mitglied im Vorstand des MedienCampus Bayern, begrüßte unsere Vortragende, Dr. Karin Boczek, die 2021 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zur Juniorprofessorin für Digitalen Journalismus berufen wurde. Sie lehrt und forscht zu Digitalem Journalismus und Social Media sowie Innovationen, Messenger Apps und Vielfalt im Journalismus.

Der Journalismus hat sich in kurzer Zeit radikal verändert. Unter anderem ist die Rolle des Journalismus vom Gatekeeping in ein Gatewatching übergegangen.

Gründe dafür sind natürlich die Veränderungen in unserer technischen Welt. Bislang verbreitete der Journalismus Nachrichten über klassische Medien wie Radio, TV und Print. Mittlerweile stehen weitaus mehr Rezeptoren zur Verfügung wie Smartphone, Tablet und bald sollen auch  wieder smarte Brillen auf den Markt kommen, entwickelt von Apple.

Es sind heute nicht mehr allein öffentlich-rechtliche Unternehmen, sondern große, private, internationale, wie Google, TikTok und andere, die für die Verbreitung von Nachrichten sorgen. Waren es früher Ergebnisse journalistischer Schlussredaktionen, die die Bedeutung bestimmter Nachrichten festlegten, so sind es heute Algorithmen, die entscheiden, was gesehen und was ausgeblendet wird.

Dies hat großen Einfluss auf den Journalismus. Die Nutzung der Medien ist eine Generationenfrage, denn für junge Menschen ist es bereits gelebter Alltag, überwiegend Social Media-Kanäle zu nutzen.

Frau Boczek forscht mit Kolleginnen und Kollegen an der Uni Eichstätt zu der Frage: Wie verändert sich Journalismus inhaltlich, wenn auf so unterschiedlichen Wegen Nachrichten zu den Menschen kommen. Welche Inhalte werden wie aufbereitet?

Um diese Frage beantworten zu können, wurde eine Woche lang analysiert, was wo ausgestrahlt wurde. Beobachtet wurden Onlinemedien u.a. von: Süddeutsche Zeitung, ZDF heute, Tagesschau, Der Spiegel.

Zentrale Ergebnisse sind:

  • Inhalte werden nicht so adaptiert, dass sie Klicks generieren
  • Personalisierung findet nicht statt
  • keine spezifischen Themen werden ausgewählt, nicht nur Soft News
  • nur ein kleiner Teil der Website-Artikel wird über Social Media Plattformen verbreitet, also weit weniger journalistischer Inhalt als die Website an Information liefert

Alles nicht so schlimm also?

Es besteht weiterer Forschungsbedarf, denn es wurden keine nativen Inhalte, die speziell für Social Media-Kanäle generiert wurden, in die Studie einbezogen und nur relativ wenige Medienmarken wurden analysiert.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden Fragen zur Internationalität aufgeworfen, denn es gibt starke, kulturelle Unterschiede, was von Social Media gezeigt werden kann bzw. darf. Eine Einigung innerhalb der EU steht noch aus. Auch die Frage nach der Medienmarke, der man langfristig vertrauen möchte, spielt eine Rolle.

Probleme liegen dabei weniger bei den Medien als bei deren Nutzern, denn „es wird alles zu viel“, obwohl die Menschen dazulernen. Hier fiel das Stichwort „overnewsed, but underinformed“ des Medienwissenschaftlers Noam Chomsky. Als Reaktion darauf gehen Mediennutzende Nachrichten eher aus dem Weg.

Wichtig für den Journalismus ist auch das Generieren von Themen, die eine breite Gesellschaftsschicht ansprechen, damit über diese Themen diskutiert werden kann.

Auch das Thema generative KI, das bereits beim 5 vor 12 des MedienCampus Bayern im Juni intensiv diskutiert wurde, wurde wieder aufgegriffen. Etwa im Zusammenhang damit, wie die Hochschullehre das Thema vermitteln kann. Es entwickelt sich bereits ein neues Berufsbild durch die neue Tätigkeit des korrekten Promptings: die KI-Prompt-Redakteure. Hieraus ergeben sich weitere Fragen zur Bewertung und Messbarkeit von Prompt-Intelligenz.

Vielleicht müssen die Medien auch mehr in Formaten denken lernen, um sich Social Media Plattformen anzunähern. Als Beispiel wurde die „heute Show“ genannt, die mit Humor Nachrichten aufbereitet. Doch die Unterscheidung zwischen der humoristischen Verpackung und dem seriösen Inhalt ist nicht immer einfach.

Es bleibt also spannend ­und anspruchsvoll. Daher bleiben wir weiterhin mit unserem   5 vor 12-Format Anlaufstelle für Diskurse hochaktueller Themen beim MedienCampus Bayern.

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